"Afrotopia Black Academy eröffnet in Hamburg: Neue Bildungsplattform für Schwarze Perspektiven"

"Afrotopia Black Academy eröffnet in Hamburg: Neue Bildungsplattform für Schwarze Perspektiven"

Die Gründung der Afrotopia Black Academy

Am 23. Februar 2024 eröffnete in Hamburg die Afrotopia Black Academy, ein innovatives Bildungszentrum, das sich der Förderung Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Perspektiven widmet. Gegründet von Dr. Christian Kodzo Ayivi und geleitet von Elaine Thomas, entstand die Akademie in Kooperation mit der Hamburger Volkshochschule (VHS).

Die Eröffnungsfeier fand in den Räumlichkeiten von Afrotopia culture + innovation am Biedermannplatz 19 in Hamburg-Barmbek statt. Das Programm umfasste Redebeiträge, Musik und eine Podiumsdiskussion, die die Vielfalt und die Anliegen der Schwarzen Community in den Mittelpunkt stellten.

Die Afrotopia Black Academy bietet ein breites Spektrum an Kursen und Workshops an, die sich mit Themen wie Rassismuserfahrungen, kultureller Identität, afrodiasporischer Geschichte und Empowerment beschäftigen. Einige Kurse, wie "AfroTalk" und "Critical Blackness", richten sich speziell an People of African Descent (POAD) und bieten einen Safe Space für den Austausch und die Selbstreflexion.

Schwarzer Feminismus als Leitbild

Elaine Thomas, die Leiterin der Akademie, betont die Bedeutung solcher Räume: "Meine Idee ist, die sehr starken schwarzen Feministinnen aus den USA als Vorbild zu nehmen. So wie Toni Morrison, Alice Walker oder Angela Davis." Sie möchte durch ihre Kurse die Teilnehmenden dazu ermutigen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und sich ihrer kulturellen Wurzeln bewusst zu werden.

Die Zusammenarbeit mit der Hamburger Volkshochschule ermöglicht es, die Kurse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und gleichzeitig die spezifischen Bedürfnisse der Schwarzen Community zu berücksichtigen. Dr. Ayivi erklärt: "Wir brauchen eine Institution wie die Afrotopia’s Black Academy, um Dinge zu lernen, die zu uns gehören. Es geht um Themen, die uns selbst beschäftigen, die wir aber nicht anderen überlassen können und die wir auch nicht woanders lernen können."

Die Afrotopia Black Academy versteht sich als Antwort auf die oft fehlende Repräsentation Schwarzer Perspektiven in Bildungseinrichtungen. Sie bietet nicht nur Bildungsangebote, sondern auch psychosoziale, rechtliche und gesundheitliche Beratungen für Menschen, die Rassismus erfahren haben. Dr. Ayivi äußert den Wunsch, dass Afrotopia eines Tages in jedem Bundesland vertreten sein wird oder sich zumindest über Hamburgs Grenzen hinaus vernetzen kann.

Räume der Selbstermächtigung

Die Afrotopia Black Academy ist mehr als nur ein Bildungszentrum – sie ist ein Raum der Selbstermächtigung. In einer Gesellschaft, in der Schwarze Menschen oft mit strukturellem Rassismus, kultureller Ausgrenzung und fehlender Sichtbarkeit konfrontiert sind, setzt die Akademie ein starkes Zeichen. Sie stellt sicher, dass die Stimmen Schwarzer Menschen nicht nur gehört, sondern auch in der Bildungslandschaft verankert werden. Durch gezielte Inhalte, Workshops und Dialogformate entsteht ein Umfeld, in dem individuelle Erfahrungen kollektive Stärke erzeugen.

Besonders hervorzuheben ist, dass die Akademie ganz bewusst nicht-defizitorientiert arbeitet. Statt auf die Opferrolle zu fokussieren, liegt der Schwerpunkt auf den Ressourcen, der Widerstandskraft und dem kulturellen Reichtum der Schwarzen Community. Das spiegelt sich in Kursen wie "Afrofuturismus und Visionen Schwarzer Zukunft" oder "Healing Spaces: Strategien Schwarzer Resilienz" wider. Hier wird ein neues Narrativ aufgebaut – eines, das Schwarze Identitäten als stark, schöpferisch und gestaltend versteht.

Diese Angebote fördern nicht nur die Persönlichkeitsentwicklung, sondern wirken auch gesellschaftlich integrativ. Die Akademie bietet Schwarzen Menschen einen Ort, an dem sie sich ohne Anpassungsdruck entfalten können – ein Konzept, das in Deutschland bislang einzigartig ist und das Potenzial hat, zu einem Modellprojekt für andere Städte zu werden.

Ein Ort für kollektives Lernen und intergenerationellen Austausch

Ein zentrales Element der Afrotopia Black Academy ist der intergenerationelle Austausch. Ziel ist es, dass Erfahrungen und Wissen nicht nur zwischen Gleichaltrigen, sondern auch zwischen den Generationen weitergegeben werden. Ältere Mitglieder der Community berichten in moderierten Gesprächsrunden von Migration, Diskriminierungserfahrungen, aber auch von kulturellen Erfolgen und familiären Strategien zur Selbstbehauptung. Jüngere Teilnehmende erhalten dadurch nicht nur Einblicke in die Geschichte, sondern auch wichtige Impulse für ihre eigene Positionierung.

Diese Form des Lernens stärkt die kulturelle Kontinuität und das Bewusstsein für die eigene Herkunft. In einer Gesellschaft, in der viele Schwarze Biografien aus dem öffentlichen Gedächtnis ausgeschlossen wurden, schafft die Akademie eine lebendige Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auch Familienangebote wie „Black Family Storytime“ oder generationenübergreifende Kreativworkshops fördern dieses Verständnis für kollektive Identität.

Der Austausch erfolgt nicht nur auf intellektueller, sondern auch auf emotionaler Ebene. Viele Teilnehmende berichten von einem Gefühl der Zugehörigkeit, das sie zuvor vermisst haben. Die Akademie wird dadurch zu einem sozialen Ankerpunkt. Sie schafft ein Gemeinschaftsgefühl, das für viele Schwarze Menschen in Deutschland lange gefehlt hat. Das macht die Afrotopia Black Academy nicht nur zu einem Ort des Lernens, sondern auch zu einem Zentrum der Hoffnung.

Vision für die Zukunft

Die Macher:innen der Afrotopia Black Academy verfolgen eine klare und langfristige Vision: Die Akademie soll nicht auf Hamburg beschränkt bleiben. In Planung sind digitale Formate, mobile Bildungsangebote und Kooperationen mit anderen Städten und Communities. Dabei steht stets im Fokus, dass Bildung nicht nur Wissen, sondern auch Haltung und Selbstverständnis vermittelt. Mit gezielten Strategien wird an der Sichtbarkeit Schwarzer Expertise gearbeitet – sei es durch öffentliche Veranstaltungen, Fachpublikationen oder Netzwerktreffen.

Ein weiteres Ziel ist die politische Bildungsarbeit. Themen wie postkoloniale Strukturen, Antirassismus oder globale Schwarze Bewegungen sollen verstärkt in den öffentlichen Diskurs eingebracht werden. Dadurch möchte die Akademie nicht nur Bildungsteilnehmende erreichen, sondern auch eine breitere gesellschaftliche Wirkung entfalten. In Zusammenarbeit mit Aktivist:innen, Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Pädagog:innen entsteht so eine Plattform, die sowohl tief in der Community verwurzelt als auch gesellschaftlich anschlussfähig ist.

Mit der Afrotopia Black Academy ist ein Bildungsprojekt entstanden, das Maßstäbe setzt – nicht nur durch seinen inhaltlichen Fokus, sondern auch durch seine strukturelle und soziale Ausrichtung. Sie steht für eine inklusive, diverse und gerechte Bildungszukunft – und für eine Community, die sich selbstbewusst ihren Platz nimmt.

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